Polyvagal-Theorie und Traumatherapie München

Die Polyvagal-Theorie, körperorientierte Traumatherapie und NARM München

 

Ein ganzheitlicher Ansatz zur Genesung

 

Die Bewältigung von Trauma ist ein komplexer und tiefgreifender Prozess, der das Leben von Betroffenen auf vielfältige Weise beeinflusst. Während die herkömmliche Traumatherapie oft den Fokus auf die Verarbeitung kognitiver und emotionaler Aspekte legt, rückt in den letzten Jahren immer stärker der Körper in den Mittelpunkt. Dieser integrative Ansatz wird durch die Polyvagal-Theorie, körperorientierte Traumaheilung und das Neuroaffektive Beziehungsmodell (NARM) unterstützt. In diesem Blogbeitrag werden wir tiefer in diese Ansätze eintauchen, um ihr Potenzial als ganzheitlicher Weg zur Bewältigung von Trauma zu beleuchten.

Die Polyvagal-Theorie im Überblick

Die Polyvagal-Theorie, entwickelt von Dr. Stephen Porges, gewährt uns Einblicke in die Funktionsweise unseres autonomen Nervensystems in Bezug auf Stress und soziale Interaktionen. Sie hebt die Bedeutung des Vagusnervs hervor, eines zentralen Elements dieses Systems, bei der Regulation unserer Reaktionen. Die Theorie unterteilt den Vagusnerv in zwei Hauptkomponenten:

  1. Ventraler Vagus: Diese Komponente ist für soziale Interaktion und Bindung verantwortlich. Er aktiviert sich in entspannten und sicheren Situationen und fördert ein Gefühl der Verbundenheit, das für unsere soziale Interaktion und emotionale Stabilität von entscheidender Bedeutung ist. Eine stabile Verbindung zwischen dem ventralen Vagus und sozialen Beziehungen bildet die Grundlage für gesunde zwischenmenschliche Bindungen und emotionale Resilienz.
  2. Dorsaler Vagus: Im Gegensatz dazu aktiviert sich der dorsale Vagus in stressigen und traumatischen Situationen und löst Schutzreaktionen wie Erstarrung oder Dissoziation aus. Diese Reaktionen sind Überlebensstrategien des Körpers, um mit überwältigendem Stress umzugehen. Sie können jedoch langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.

Die Rolle des Körpers im Trauma

Trauma ist keine rein mentale Erfahrung; es manifestiert sich auch im Körper und kann die körperliche Gesundheit erheblich beeinflussen. Menschen, die traumatische Erfahrungen durchlebt haben, entwickeln oft eine Vielzahl körperlicher Symptome und Reaktionen, die zur anhaltenden Wirkung des Traumas beitragen. Schlafstörungen, erhöhte Muskelspannung, Verdauungsprobleme und chronische Schmerzen sind nur einige Beispiele für körperliche Manifestationen von Trauma.

Körperorientierte Traumaheilung

Der zentrale Gedanke der körperorientierten Traumaheilung besteht darin, den Körper als eine wertvolle Ressource in den Heilungsprozess einzubeziehen. In diesem Ansatz werden verschiedene Techniken und Methoden angewendet, um diese Verbindung zu aktivieren:

  1. Achtsamkeit und Körperwahrnehmung: Die bewusste Wahrnehmung körperlicher Empfindungen und Reaktionen dient nicht nur der Wiederherstellung der Verbindung zum eigenen Körper, sondern ermöglicht auch den Zugang zu traumatischen Erinnerungen und Emotionen. Durch gezielte Übungen lernen Betroffene, ihre körperlichen Empfindungen besser zu verstehen und ihre Verbindung zum Körper wiederherzustellen.
  2. Atem- und Entspannungstechniken: Gezielte Atemübungen und Entspannungsmethoden helfen dabei, den Körper aus einem überaktivierten Zustand in einen entspannten zu versetzen. Dies trägt dazu bei, die Aktivierung des dorsalen Vagus zu reduzieren und ermöglicht eine sanftere Verarbeitung traumatischer Erfahrungen. Die bewusste Atmung und Entspannungstechniken dienen dazu, den Körper zu beruhigen und eine angemessene Regulation des Nervensystems zu fördern.
  3. Körperarbeit: Therapieformen wie Massage, Körpertherapie, Yoga und andere Methoden zielen darauf ab, im Körper gespeichertes Trauma zu lösen. Diese Therapien können helfen, Spannungen und Blockaden im Körper zu lösen, was wiederum die Selbstregulationsfähigkeiten des autonomen Nervensystems verbessert. Durch gezielte körperliche Interventionen lernen Menschen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten und den Körper wieder als einen sicheren Ort wahrzunehmen.
  4. Soziale Interaktion und Bindung: Da der ventrale Vagus für soziale Interaktionen verantwortlich ist, spielt die Unterstützung durch Beziehungen und soziale Verbindungen eine entscheidende Rolle in der Traumaheilung. Die Einbindung in unterstützende soziale Netzwerke kann dazu beitragen, die Aktivierung des ventralen Vagus zu fördern und die soziale Verbundenheit zu stärken.

Das Neuroaffektive Beziehungsmodell (NARM)

Das Neuroaffektive Beziehungsmodell (NARM) ist ein weiterer bedeutsamer Ansatz zur Traumaheilung, der die individuelle Persönlichkeitsentwicklung in den Fokus rückt. NARM konzentriert sich auf die Untersuchung von Entwicklungs- und Beziehungstraumata sowie auf die Wiederherstellung eines gesunden Selbstkonzepts. Durch die Integration von NARM in die Traumaheilung wird die Genesung auf psychologischer und sozialer Ebene gefördert.

Die Synergie zwischen Polyvagal-Theorie, körperorientierter Traumaheilung und NARM

Die Integration der Polyvagal-Theorie, körperorientierter Traumaheilung und NARM bietet einen ganzheitlichen Ansatz zur Traumabewältigung. Diese Ansätze arbeiten Hand in Hand, um die individuelle Genesung auf verschiedenen Ebenen zu fördern:

  1. Regulation des Nervensystems: Die Polyvagal-Theorie und körperorientierte Traumaheilung zielen darauf ab, das autonome Nervensystem zu regulieren und die Überlebensmechanismen, die durch Trauma ausgelöst werden, zu modulieren. Dies fördert die emotionale Stabilität und Resilienz.
  2. Körperliche Heilung: Körperorientierte Traumaheilung zielt auf die körperliche Entlastung ab, indem sie Spannungen und Blockaden löst. Dies ermöglicht eine verbesserte Regulation des Nervensystems und die Wiederherstellung des Körperbewusstseins.
  3. Entwicklung von Selbstkonzept und Beziehungsfähigkeiten: NARM konzentriert sich auf die Heilung von Traumata im Zusammenhang mit der Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungstraumata. Durch die Integration dieser Arbeit kann die Genesung auf psychologischer und sozialer Ebene gefördert werden.

Die ganzheitliche Synergie

Der ganzheitliche Ansatz zur Traumaheilung, der die Polyvagal-Theorie, körperorientierte Traumaheilung und NARM miteinander verknüpft, erkennt an, dass Trauma die verschiedenen Aspekte des menschlichen Seins – Körper, Geist, Emotionen und Beziehungen – beeinflusst. Eine erfolgreiche Therapie berücksichtigt diese Elemente und bietet eine umfassende Genesung, die nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern auch die körperliche Gesundheit, die emotionale Stabilität und die zwischenmenschlichen Beziehungen fördert.

Die Erforschung und Integration dieser Trauma-Heilungsansätze sind entscheidende Schritte auf dem Weg zur Genesung. Menschen, die mit den Auswirkungen von Trauma konfrontiert sind, können durch die Integration dieser Ansätze Hoffnung und Genesung finden, während sie ihre eigene innere Widerstandsfähigkeit wiederentdecken. Die Traumaheilung wird zu einer umfassenden Reise, die Geist, Emotionen, Körper und Beziehungen gleichermaßen einschließt und so zu einer tiefgreifenden und nachhaltigen Genesung führt.

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